Problemfall Schmalspur-Master: Wohin steuert die Lehrerausbildung?

LINZ. Wie Lehrer der Zukunft ausgebildet werden sollen, darüber diskutierten Vertreter der Sozialpartner auf Einladung der Hochschullehrergewerkschaft und der OÖNachrichten an der Kunstuni. Gemeinsam war ihnen eine Position: Die Ausbildung muss auf hohem Niveau sein.

Bei der Frage nach dem Wie gingen die Meinungen wie erwartet weit auseinander. Denn: Die Forderungen der Hochschullehrergewerkschaft sind klar: eine Magister- oder Masterausbildung vor Berufseintritt für alle Lehrer unter Einschluss der Volksschullehrer. Angelika Plank, Initiatorin der Veranstaltung und stellvertretende Vorsitzende der Hochschullehrergewerkschaft, formulierte spitz: „Es geht um einen Magister oder Master für alle, nicht um eine Schmalspurvariante, einen berufsbegleitenden ,Induktionsmaster‘.“

Unter „Induktionsmaster“ sieht die Expertengruppe um Andreas Schinder vor, dass eventuell fünf Publikationen in Fachjournalen zum Master qualifizieren (siehe Faktenkasten). „Das ist für uns undenkbar – niemand kann mit dieser Schmalspurausbildung ein Doktorat anschließen“, sagte Hans Neuweg, Professor der JKU. Er berief sich dabei auf Forschungserkenntnisse des nationalen Bildungsberichts 2009. Ergebnisse daraus: „Wenn Schüler gute Leistungen bringen, sind die Pädagogen vor allem in ihren Fächern bestens ausgebildet.“

Eine Aussage, die Hans Schachl, Rektor der Pädagogischen Hochschule der Diözese Linz, nicht ganz so dastehen lassen wollte: „Die Fachausbildung ist wichtig, darf aber nicht die totale Oberhand behalten – wir unterrichten ja Kinder und nicht Fächer.“ Außerdem sieht er keine Qualitätsverluste bei einem berufsbegleitendem Master-Studium: „Auch ich habe das seinerzeit geschafft.“

Eine weitere Forderung der Hochschullehrergewerkschaft: „Durch eine schrittweise Integration der Pädagogischen Hochschulen in die Universitäten soll die bisher zweigeteilte Lehrerausbildung überwunden werden.“

In welcher Institution die Lehrerbildung Neu stattfinden soll, war für die Sozialpartner am Podium nicht ausschlaggebend. Herwig Siegl von der Abteilung Bildungspolitik der Wirtschaftskammer: „Wichtig ist, dass die Ausbildung auf hohem Niveau ist, welches Türschild darauf steht, ist dabei nebensächlich“, sagte er.

„Die Aufgaben und Anforderungen an die ,Architekten der Zukunft‘ werden immer größer, daher ist es höchst an der Zeit eine umfassende Reform der Lehrerbildung in Angriff zu nehmen“, sagte Klaus Pöttinger, Präsident der Industriellenvereinigung am Podium. Zuspruch bekam er dabei aus dem Plenum: „In meiner Anfangszeit habe ich 40 Kinder unterrichtet – heute kommt man teils mit 15 nicht mehr zurecht, weil sich die Umstände geändert haben.“

Jürgen Maasz, Vorsitzender der Hochschullehrergewerkschaft und Professor der JKU, forderte am Podium mehr Geld für Bildung: „Es ist klar, wenn man jahrzehntelang spart, dass sich irgendwann die Konsequenzen zeigen.“

Fritz Bauer, Leiter der Abteilung Bildung und Kultur der Arbeiterkammer: „Es gibt ja eine gemeinsame Position der Sozialpartner, dass wir eine Lehrerinnenbildung auf tertiärem Niveau wollen. Wir brauchen gut ausgebildete Lehrer, die sich wohlfühlen, damit sie Kindern den Stoff gut vermitteln sollen.“ Welche Form der tertiären Ausbildung – ob Bakkalaureat oder Master – darauf wollte sich an diesem Abend am Podium niemand festlegen.

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