Wie kann das sein, dass Prüfungen, Klausuren und Tests sich als beste und effektivste Lernmethode herausstellt? Diese Frage wird sich sicherlich jeder zweiter Schüler und zumindest jeder Student stellen. Nun leider :)
Wer hier auf Allesgelingt.de schon länger unterwegs ist, könnte darüber seit geraumer Zeit lesen. Die Lernmethoden die die größten Lernerfolge bringen sind die, die auf dem intensiven Abrufen der Informationen in Gegenwart anderer Menschen basieren. Das Gehirn verblüfft immer wieder neu.
Unter (Musik und Gehirn) habe ich geschrieben, dass beim Musizieren andere Bereiche im Gehirn aktiv werden wenn man alleine singt oder ein Instrument spielt, und ganz andere Bereiche wenn man dies mit mehreren Personen tut. Nun beim Lernen trifft das ebenso. Das könnte man den Sozialen-Faktor des Lernens nennen. Die Aufmerksamkeit steigt auf ein viel höheres Niveau wenn wir unseren Freunden erzählen was wir gelernt haben, anstatt wenn wir selbst lernen und nur laut wiederholen.
Fazit: Kurz gesagt: Wer sich selbst gerne testet und verschiedenen Prüfungen unterzieht, der lernt am effektivsten. Die in solches Lernen eingesetzte Zeit wird entsprechen großen Lernerfolg bringen. Ich kann mir vorstellen, dass nur wenige Studenten von solchen „Erkenntnissen" begeistert sind. Leider bestätigen das auch die wissenschaftlichen Untersuchungen.
Das das Abrufen des Wissens bei Prüfungen, Tests und Klausuren die beste Lernmethode, oder Lerntechnik ist, hat der Leiter der Psychologischen Fakultät der Universität Purdue, Jeffrey D. Karpicke erforscht. (Die Universität Purdue ist angesiedelt in West Ladayette, Indianda, USA.) Dr. Karpicke hat bewiesen, dass Prüfungen sowie Klausuren und Tests viel effektiver sind als beispielsweise mehrfaches Lesen, zeichnen von Diagrammen oder strukturieren des Lernmaterialien.
„Wenn Studenten den Lernstoff vor sich liegen haben, meinen sie ihn besser zu kennen als sie es wirklich tun." Meint Dr. Karpicke. Viele Studenten sind sich dessen nicht bewusst wie großes Potenzial das Lernen mit Tests und Prüfungen hat. Das heißt: Lernmaterialien wegschaffen, sich hinsetzen, ein Blattpapier rausholen und sich selbst prüfen."
Der Titel der Studie in der die Effektivität von Tests, Klausuren und Prüfungen Dr. Karpicke untersucht hat, lautet: „Retrieval Practice Produces More Learning than Elaborative Studying with Concept Mapping". Die Studie wurde in der Donnerstag-Ausgabe (20.01.2011) von Science publiziert. Sie beschreibt ein Experiment mit 200 Studenten.
Das erste Experiment.
Studie mit 200 Studenten: Prüfungen, Tests und Klausuren.
Im ersten Experiment wurde Gruppe mit 200 Studenten in vier kleinere Untergruppen aufgeteilt. Alle Studenten erhielten einen wissenschaftlichen Text mit der Aufgabe diesen zu lesen, zu verinnerlichen und daraus möglichst viel zu merken. Eine Woche später sollten sie schriftlich geprüft werden um zu testen wie viel sie aus dem wissenschaftlichen Text behalten haben.
Aufgaben der einzelnen Gruppen
Die erste Gruppe dürfte den Text fünf Minuten lang lesen.
Die zweite Gruppe dürfte den Text innerhalb von vier fünfminutigen Lerneinheiten lesen.
Die dritte Gruppe hatte als Aufgabe den Text grafisch in Form eines Diagramms oder einer Zeichnung darzustellen. Man sollte die Zusammenhänge bildhaft verknüpfen.
Die vierte Gruppe durfte den Text ein mal lesen. Nach dem Lesen wurden sie einem 10-Minutigen Test unterzogen, in dem die Teilnehmer alles aufschreiben sollten, woran sie sich aus dem Text erinnern konnten. Danach dürfte die Gruppe noch mal den Text Lesen und die Prüfung noch mal wiederholen. (Also wieder innerhalb von 10 Minuten alles aufschreiben woran sie sich erinnern konnten).
Ein weiterer Test eine Woche später
Nach einer Woche haben alle Teilnehmer der Studie (200 Studenten) einen Prüfung absolviert. Die Prüfung bestand aus einem kurzen Frage-Antwort Test um abzufragen was sie aus dem wissenschaftlichen Text behalten haben. Anschließend sollten die Probanden das Wissen grafisch darstellen und zwar in Form einer Skizze, MindMap oder eines mentales Modells.
Studenten, die nach dem Lesen einen Test absolvierten konnten sich im Durchschnitt an 50 Prozent mehr Informationen erinnern als Studenten, die Diagramme und Grafiken gezeichnet haben und als die, die den Text vier mal durchgelesen haben.
Hier die Ergebnisse des ersten Untersuchung. (Bild aus The New York Times)
Das zweite Experiment.
Im zweiten Experiment haben die selben Studenten folgende Aufgaben bewältigt: aufgeteilt in zwei Gruppen sollten verschiedene Übungen absolviert werden. Die eine Gruppe erstellte konzeptionelle grafische entwürfe davon was sie gelernt haben (Diagramme, Mentale Modelle, Zeichnungen, Skizzen).
Die zweite Gruppe müsste eine Frage-Antwort Klausur absolvieren.
Die Ergebnisse waren sehr interessant. Die Zeichner und Grafiker haben mehr Details zur Papiergebracht als die Frage-Antwort Tester. Allerdings eine Woche später hat die zweite Gruppe (Frage-Antwort Klasur) in einer weiteren Prüfung besser abgeschnitten, als die Gruppe die die Inhalte grafisch gezeichnet hat.
Die Leider haben die Studenten auch um Vorhersagen gebeten: was meinst an wie viele Informationen wirst du dich in einer Woche erinnern können?
Die die einen schriftlichen Text absolviert haben. gaben an dass sie an weniger erinnern werden können, als die Vergleich Gruppe, die die Bilder gezeichnet hat. Das Ergebnis war aber umgekehrt. In Wirklichkeit nach einer Woche, könnten sich die Grafiker an weniger Details erinnern, als die Studenten, die eine Prüfung absolvierten.
Wieso ist das so?
Hierzu gibt es viele Theorien und Vermutungen aber keine liefert eine plausible und zufrieden stellende Antwort.
Robert Bjok, Psychologe von der Universität California (arbeitet zusammen mit Jeffrey Karpicke) meint: Wenn wir unser Gedächtnis beanspruchen um Informationen abzurufen, aktivieren wir eine besondere Art des Zugangs zu diesen Informationen im Gehirn. Woran wir uns erinnern um es zu tun, wird später leichter abrufbar als andere Informationen (die beispielsweise gelernt aber nicht abgerufen wurden).
Das Sprichwort „Die Praxis macht den Meister" (Eigentlich „Die Übung macht den Meister") findet in dieser Untersuchung ihren Sinn wieder. Wir üben und praktizieren nämlich das, was wir später benötigen werden. Daher die weit höhere Effektivität gegenüber traditionellem Lernen.
Abschließend kann man sagen: jede Lernmethode hat ihre Vor- und Nachteile. Leider legen die Pädagogen weit weniger Wert auf die Lerntechniken, die auf Prüfung des Gelernten, Klausur und Test basieren. Immer noch wird es angeregt viel und mehrfach zu lesen, ein bisschen zu wiederholen oder die Inhalte in als Grafiken darzustellen. Allerdings beweist die Untersuchung oben, dass es viel Effektiver fürs Lernen ist, wenn man sich selbst testet und einer (strengen) Prüfung unterzieht. Zum Beispiel in Form einer „Eigen - Klausur".
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen